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Pulssynchroner Tinnitus: Wenn das Ohr im Takt des Herzens schlägt

Kurz & knapp

  • Symptome: Ohrgeräusche im Takt des Herzschlags
  • Häufige Ursache: Gefäßveränderungen
  • Verstärkend: Verspannungen können ihn verstärken
  • Diagnose: Ärztliche Abklärung ist zwingend nötig
  • Therapie: je nach Auslöser möglich

Was ist pulssynchroner Tinnitus?

Pulssynchroner Tinnitus, auch als pulsierender oder pulsatile Tinnitus bezeichnet, ist ein Ohrgeräusch, das sich exakt im Rhythmus des eigenen Herzschlags bemerkbar macht.

Betroffene nehmen dabei ein Klopfen, Pochen, Rauschen oder Fließen wahr, das mit jedem Pulsschlag an- und abschwillt.

Im Gegensatz zum klassischen Tinnitus, der meist als Pfeifen oder Summen beschrieben wird und keine äußere Ursache hat, basiert der pulssynchrone Tinnitus auf einer tatsächlichen, physikalischen Schallquelle im Körper.

Was ein Tinnitus generell ist, erfahren Sie hier: Rauschen im Ohr (Tinnitus): Ursachen & Behandlungsmöglichkeiten verstehen

Wenn Gefäße hörbar werden

Die häufigste Ursache für pulssynchronen Tinnitus sind Veränderungen oder Erkrankungen der Blutgefäße im Kopf- und Halsbereich.

Dazu zählen insbesondere:

  • Arteriovenöse Fisteln (AV-Fisteln): Abnorme Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien und Venen, die zu turbulenten Blutströmungen führen.
  • Gefäßverengungen (Stenosen): Engstellen in den Arterien, etwa durch Atherosklerose oder Dissektionen, können Strömungsgeräusche verursachen.
  • Gefäßerweiterungen (Aneurysmen): Selten, aber möglich, wenn sie Turbulenzen hervorrufen.
  • Gefäßreiche Tumore: Besonders Tumore an oder nahe der Schädelbasis können den Blutfluss beeinflussen.
  • Anomalien der venösen Blutleiter: Zum Beispiel ein hochstehender Bulbus der Vena jugularis (Halsvene).
  • Systemische Ursachen: Bluthochdruck, Anämie, Schilddrüsenerkrankungen oder Schwangerschaft können ebenfalls einen pulssynchronen Tinnitus begünstigen.

Symptome und Besonderheiten des pulssynchronen Tinnitus

Typisch für den pulssynchronen Tinnitus ist das rhythmische Ohrgeräusch, das sich exakt mit dem Herzschlag deckt.

Es kann ein- oder beidseitig auftreten und wird oft als besonders störend in ruhigen Umgebungen empfunden, etwa beim Einschlafen oder konzentrierten Arbeiten.

In manchen Fällen lässt sich das Geräusch sogar mit einem Stethoskop am Schädel oder Hals objektivieren – man spricht dann von einem „objektiven Tinnitus“.

Diagnose: Gründliche Abklärung ist Pflicht

Da pulssynchroner Tinnitus auf eine ernsthafte, manchmal sogar lebensbedrohliche Ursache hinweisen kann, sollte er immer ärztlich abgeklärt werden – insbesondere, wenn er plötzlich, einseitig und klar pulssynchron auftritt.

Die Diagnostik umfasst:

  • Klinische Untersuchung: Auskultation von Hals und Kopf, um objektivierbare Geräusche zu erfassen.
  • Bildgebung: Radiologische Verfahren wie Ultraschall, CT-Angiographie oder MRT, um Gefäßveränderungen sichtbar zu machen.
  • Weitere Tests: Je nach Verdacht können Laboruntersuchungen oder spezielle Gefäßdarstellungen notwendig sein.

Therapie: Behandlung der Ursache steht im Vordergrund

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Viele vaskuläre Veränderungen lassen sich gezielt behandeln, zum Beispiel durch:

  • Interventionelle oder operative Behandlung von AV-Fisteln oder Tumoren.
  • Medikamentöse Therapie bei systemischen Ursachen wie Bluthochdruck oder Anämie.
  • Beobachtung bei harmlosen Gefäßvarianten oder wenn keine behandlungsbedürftige Ursache gefunden wird.

Kann der pulssynchroner Tinnitus lebensbedrohlich sein?

pochen im Ohr

Ein pulssynchroner Tinnitus kann auf mehrere potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen hinweisen, hauptsächlich auf vaskuläre Veränderungen im Kopf- und Halsbereich.

Besonders hervorzuheben sind:

  • Durale arteriovenöse Fisteln (dAVF):
    Diese abnormen Verbindungen zwischen Arterien und Venen im Bereich der Hirnhäute können zu erhöhtem Druck im Gehirn, Kopfschmerzen, Sehstörungen und im schlimmsten Fall zu Hirnblutungen führen.
    Sie gelten als eine der wichtigsten potenziell lebensbedrohlichen Ursachen für pulssynchronen Tinnitus.
  • Aneurysmen:
    Gefäßaussackungen, insbesondere an den hirnversorgenden Arterien, können reißen und eine lebensbedrohliche Hirnblutung verursachen.
    Auch wenn Aneurysmen selten als Ursache für pulssynchronen Tinnitus auftreten, sind sie klinisch bedeutsam.
  • Arterielle Dissektionen:
    Einrisse in der Gefäßwand, etwa der Arteria carotis (Halsschlagader), können zu Schlaganfällen führen und sind ebenfalls potenziell lebensbedrohlich.
  • Gefäßreiche Tumore:
    Tumore wie Glomustumore an der Schädelbasis können durch ihre Nähe zu wichtigen Gefäßen und Strukturen Komplikationen verursachen, insbesondere wenn sie wachsen oder bluten.

Die frühzeitige Abklärung eines pulssynchronen Tinnitus ist daher unerlässlich, um gefährliche Ursachen wie durale AV-Fisteln, Aneurysmen oder Dissektionen zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln

Wie genau führen Muskelverspannungen zu pulssynchronem Tinnitus

Muskelverspannungen im Nacken- und Halswirbelsäulenbereich können auf mehreren Wegen zu pulssynchronem Tinnitus führen:

Einengung großer Blutgefäße

Verspannte Nackenmuskeln, hauptsächlich im Bereich der Halswirbelsäule, können Druck auf große Blutgefäße wie die Halsschlagader (Arteria carotis) oder die hirnversorgenden Arterien ausüben.

Diese Einengung verändert den Blutfluss und kann zu Strömungsgeräuschen führen, die im Takt des Herzschlags als pulssynchroner Tinnitus wahrgenommen werden.

Beeinträchtigung der Nervenfunktion:

Die Verspannung der Nackenmuskulatur kann auf Nerven drücken, die aus der Halswirbelsäule austreten.

Es bestehen enge Verbindungen zwischen den Gelenken der oberen Halswirbelsäule und den Fasern des Hör- und Gleichgewichtsnervs.

Eine Überreizung dieser Nerven kann zu einer Überaktivität im Gehirn führen, die sich auf die für das Gehör zuständigen Nervengruppen überträgt und so Ohrgeräusche auslöst.

Veränderte Körperhaltung und Fehlbelastung:

Falsche Haltung, etwa durch langes Sitzen am Schreibtisch oder einseitige Belastung, führt zu einer Überlastung der Nackenmuskulatur.

Diese muskulären Dysbalancen verstärken die oben genannten Effekte und können die Entstehung oder Verstärkung von pulssynchronem Tinnitus begünstigen.

Zusammengefasst: Muskelverspannungen können sowohl mechanisch (durch Gefäßverengung) als auch nerval (durch Reizung von Nervenbahnen) zu pulssynchronem Tinnitus führen.
Das charakteristische Pulsieren entsteht, weil die verursachten Strömungsgeräusche synchron mit dem Herzschlag auftreten.

Pulssynchroner Tinnitus ist selten, aber immer ein Warnsignal.

Im Gegensatz zum klassischen Tinnitus steckt meist eine konkrete, oft behandelbare Ursache dahinter.

Eine rasche und gründliche Abklärung ist daher essenziell – sie kann nicht nur das belastende Ohrgeräusch beseitigen, sondern im Ernstfall auch vor schwerwiegenden Komplikationen schützen.

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Häufig gestellte Fragen

Welcher Arzt bei pulssynchronem Tinnitus?

Der erste Ansprechpartner ist in der Regel eine HNO-Ärztin. Bei Verdacht auf vaskuläre Ursachen wird meist eine Überweisung an Radiologie, Neurologie oder Gefäßmedizin erfolgen.

Welcher Trick lindert Tinnitus?

Bei nicht-gefährlichen Formen können Geräuschmaskierung (z. B. durch leises Rauschen), Entspannungstechniken und gezielte Übungen gegen Muskelverspannungen helfen. Ein echter "Trick" funktioniert nur, wenn die Ursache bekannt ist.

Was kann ich tun, wenn ich meinen Puls im Ohr höre?

Lass die Ursache medizinisch abklären. Unterstützend können auch Physiotherapie, Stressabbau, eine verbesserte Haltung sowie das Vermeiden von Lärm und Koffein helfen, die Symptome zu lindern.

Kann pulssynchroner Tinnitus durch Verspannungen verursacht werden?

Ja. Verspannungen im Nackenbereich können Blutgefäße einengen oder Nerven reizen, was zu strömungsbedingten Geräuschen im Takt des Herzschlags führen kann.

Was sind die Ursachen für pulssynchronen Tinnitus?

Typische Ursachen sind Gefäßveränderungen wie AV-Fisteln, Stenosen oder Aneurysmen. Auch systemische Erkrankungen (z. B. Anämie, Bluthochdruck), gefäßreiche Tumore oder anatomische Besonderheiten können dahinterstecken.

Ist pulssynchroner Tinnitus gefährlich?

Er kann ein Warnsignal für ernste Erkrankungen sein – z. B. durale AV-Fisteln, Aneurysmen oder Dissektionen. Daher ist eine gründliche ärztliche Abklärung besonders wichtig, vor allem bei plötzlichem oder einseitigem Auftreten.

Wie geht pulssynchroner Tinnitus wieder weg?

Das hängt von der Ursache ab. Wenn eine behandelbare Gefäßveränderung oder systemische Erkrankung (z. B. Bluthochdruck) vorliegt, kann sich der Tinnitus nach gezielter Therapie deutlich bessern oder ganz verschwinden. In anderen Fällen hilft auch eine begleitende physiotherapeutische oder medikamentöse Behandlung.

Fabian Palm
Praxenmanager
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